An der Universität Heidelberg

GEW für einen starken Personalrat

Wie die meisten größeren Betriebe hat auch die Universität Heidelberg eine Vertretung der Beschäftigten. Im öffentlichen Bereich heißt sie Personalrat (und nicht Betriebsrat). Der Personalrat (PR) kann zu vielen Fragen der Hochschule Stellung und manchmal auch Einfluss nehmen1: Einstellungen und Kündigungen, Gleichstellung, Einhaltung von Tarifverträgen, Betriebsorganisation und einiges mehr.

Personalrat?

Beschäftigte in Forschung und Lehre interessieren sich in der Regel nicht sehr für den Personalrat -- das fängt schon bei der Einstellung an, denn im Sinne der hehren Freiheit dieser beiden Bereiche hat der Personalrat da nicht mitzureden, was vermutlich zu guten Stücken erklärt, warum die Befristungspraxis genau hier zu allererst völlig aus dem Ruder lief.

Dennoch ist der Personalrat auch für Beschäftigte in Forschung und Lehre wichtig. Auf ihren eigenen Wunsch hin kann sich der PR mit ihren Anliegen beschäftigen -- etwa, wenn die Arbeit wenig mit dem zu tun hat, was im Vertrag steht, wenn die Befristungsdauern skandalös kurz und Umstrukturierungsprozesse zu beschäftigtenfeinlich sind -- oder einfach KollegInnen oder ChefInnen unerträglich werden. Klar, der Personalrat kann nicht immer etwas retten, aber kompetente Beratung ist ja nicht selten auch schon was wert.

Die Arbeitsplätze von WissenschaftlerInnen sind auch dann betroffen, wenn neue EDV- oder Budgetierungsverfahren eingeführt, demnächst Boni aus §40 TVL verteilt, Personal durch WiHis ersetzt oder Erlasse des Ministeriums umgesetzt werden. In diesen und vielen anderen Situationen kann ein guter Personalrat nicht selten das Schlimmste verhindern.

Wie schnell eine Uni ziemlich fundamental umgekrempelt werden kann, war in den vergangenen Jahren in Karlsruhe bei der Formierung des KIT zu beobachten; dort steht nach der Fusion von Uni und Forschungszentrum für nächstes Jahr unter anderem die Abkopplung von den Tarifverträgen im öffentlichen Dienst an, mit absehbaren Konsequenzen für Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Dieser Prozess, vom Land als Modell angesehen, wird nicht zuletzt von unserer Kanzlerin aufmerksam beobachtet, die seit langem in diese Richtung trommelt. Bei solchen Plänen sind sowohl Personalrat als auch Gewerkschaften dringendst gefordert.

Personalrat!

Am 27. April wird an der Uni Heidelberg der nächste Personalrat gewählt. Die Hochschulgruppe der GEW hat gemeinsam mit Mitgliedern von ver.di und anderen KollegInnen eine Liste unter der Kennung "Starke Liste. für einen neuen Personalrat" aufgestellt. Wir glauben, in dieser Konstellation die oben angerissenen Fragen besser bearbeiten zu können als es der bisherige Personalrat getan hat.

Darum möchten wir alle, insbesondere aber auch die Beschäftigten in Forschung und Lehre inklusive den wissenschaftlichen Hilfskräften, bitten, am 27.4. wählen zu gehen und unserer Liste ihre Stimmen zu geben. Stimmen für die KandidatInnen der GEW freuen uns natürlich besonders.

Zum Abschluss sei noch darauf hingewiesen, dass die Beteiligung bei Personalratswahlen im Bereich Forschung und Lehre traditionell im einstelligen Prozentbereich lag. Das zu ändern, und möglichst viele Beschäftigte der Universität für ein Engagement in Fragen von Tarif und Arbeitsrecht zu gewinnen, ist ein großes Projekt.

Wer dabei mithelfen will, ob halbwegs regelmäßig oder nur auf "ich schau vorbei, wenn es brennt"-Basis, ist herzlich eingeladen, uns unter uni@gew.hd.de zu schreiben.

GEW-Hochschulgruppe Uni Heidelberg


1Die Details sind kompliziert, und in der Realität hängt der Einfluss des Personalrats stark davon ab, wie geschickt er seine gesetzlichen Rechte nutzt. Wer die Details aus der Quelle erfahren will, kann ins LPVG für Baden-Württemberg sehen; empfehlenswert sind §§68ff. [Zurück]